So, jetzt habe ich etwas Zeit, um den Beitrag eingehend zu analysieren.
tomtom hat geschrieben: ↑12.08.2021 16:19
Die Ministerpräsidentenkonferenz unter Leitung von Bundeskanzlerin Angela Merkel hat am Dienstag ihren Willen bekundet, dass Ungeimpfte demnächst nur noch dann am öffentlichen Leben teilnehmen dürfen, wenn sie ihre Gesundheit durch einen kostenpflichtigen Test beweisen. Multipolar dokumentiert Auszüge aus dem Beschluss und überprüft die Aussagen.
Ein Kommentar von Paul Schreyer.
Das Gremium, das selbst kein Verfassungsorgan ist und dessen Beschlüsse keine Rechtsgültigkeit besitzen, das aber seit Frühjahr 2020 sämtliche Corona-Maßnahmen anordnet, hat erneut getagt, diesmal mit dem Ziel (1), die Impfquote in der Bevölkerung zu erhöhen. Einige zentrale Passagen aus dem fünfseitigen Beschluss sollen im Folgenden überprüft werden (2).
Etwas Staatskunde zu Beginn. Gleich zum Einstieg will der Autor offenbar den Eindruck vermitteln, dass hier etwas Widerrechtliches geschieht und die Beschlüsse keine Rechtsgültigkeit besitzen würden. Es trifft zu, dass die Ministerpräsidentenkonferenz kein offizielles Verfassungsorgan ist. Da Deutschland wie die Schweiz föderalistisch aufgebaut ist, dient die Konferenz dazu, das Vorgehen der 16 Bundesländer untereinander abzustimmen. Die einzelnen Bundesländer treffen nach der gemeinsamen Koordination individuelle Regelungen und Erlasse, um die Massnahmen auf Länderebene umzusetzen, was sehr wohl in deren Kompetenzbereich liegt. Ein Verfassungsbruch liegt demnach nicht vor, auch wenn der Autor uns dies implizit suggerieren möchte. In der Schweiz gibt es übrigens diverse solche Organe, etwa die Sicherheitsdirektoren- oder Gesundheitsdirektorenkonferenz, oder die Konferenz der Ostschweizer Regierungen hier bei uns in der Region.
Die Behauptung ist falsch oder zumindest bewusst ungenau gehalten.
tomtom hat geschrieben: ↑12.08.2021 16:19
Der Beschlusstext beginnt mit den Worten:
„Nachdem im Frühjahr die Infektionszahlen gesunken sind und sich im Sommer auf niedrigem Niveau befunden haben, steigen diese in den letzten Wochen wieder an.“
Richtig ist, das die Verbreitung vieler Viren, darunter auch der Coronaviren, dem jahreszeitlichen Verlauf folgt (3). Nach einem Tiefpunkt zur Mitte des Sommers breiten sich diese Viren in jedem Jahr schrittweise wieder vermehrt aus.
Der Autor versucht in diesem Punkt, die Ausbreitung des Coronavirus hauptsächlich auf die Saisonalität der Viren zu begrenzen.
Auch dieser Schluss ist falsch oder zumindest unpräzise. Die aktuelle Welle in Grossbritannien hatte ihren Peak etwa Mitte Juli, also mitten im Sommer. In Russland, wo Infektionen und Todesfälle ebenfalls wieder massiv zugenommen hatten, war der Höhepunkt ebenfalls im Juli. Und auch in Israel gehen die Infektionen momentan wieder steil nach oben, obwohl dort die Jahreszeiten viel weniger ausgeprägt sind als bei uns. Dies als kleiner Überblick, es gäbe viele weitere Beispiele in diesem Bereich. Bekannt ist, dass kühlere Temperaturen, wenn sich die Menschen häufiger in Innenbereichen aufhalten, die Pandemie zusätzlich anfeuern. Die Saisonalität scheint aber insbesondere bei Delta eine untergeordnete Rolle zu spielen, wie meine Beispiele definitiv aufzuzeigen vermögen.
tomtom hat geschrieben: ↑12.08.2021 16:19
„Wie sich die Infektionszahlen entwickeln, hängt maßgeblich davon ab, wie hoch die Impfquote in Deutschland ist. (…)“
Ein kausaler Zusammenhang von Impfquote und durch PCR-Tests bestimmten absoluten Fallzahlen („Infektionszahlen“) ist nicht belegt und ist ohne Berücksichtigung der Testmenge und anderer Faktoren auch nicht schlüssig. Steigende absolute Zahlen von Positivtests belegen, isoliert betrachtet, noch keine wachsende Gefährdung der Öffentlichkeit (4).
Ein Zusammenhang zwischen Impfquote und den durch den PCR-Test ermittelten Fallzahlen bestünde nicht, so der Autor. Die Forschung ist sich grundsätzlich einig, dass das Infektionsrisiko für doppelt geimpfte Personen wesentlich geringer ist als für Ungeimpfte. Es gibt dazu verschiedene Studien aus verschiedenen Ländern. Konkret wird noch geforscht und ermittelt, welcher Impfstoff etwa gegen die Delta-Variante den besten Schutz bietet. Zuletzt gab es in diesem Bereich immerhin eine viel beachtete Studie des Imperial College in London.
«Vollständig gegen Covid-19 Geimpfte haben laut einer britischen Studie ein deutlich geringeres Risiko, sich mit dem Coronavirus anzustecken als Ungeimpfte. Der am Mittwoch veröffentlichten Studie zufolge liegt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Geimpfter positiv auf das Coronavirus getestet wird, bei einem Drittel gegenüber Ungeimpften. Geringer war demnach auch die Wahrscheinlichkeit, dass ein Corona-Infizierter mit vollständigem Impfschutz weitere Menschen ansteckt.»
Quelle:
https://www.diepresse.com/6016789/anste ... hutz-etwas
Fazit hier:
Die Impfquote hilft sehr wohl, Ansteckungen zu vermeiden. Die Behauptung des Autors ist falsch.
Zum zweiten Teil des Satzes, wo wir alten Wein in neuen Schläuchen sehen. Oder: Wo viel getestet wird, wird auch viel gefunden. Würden mehr IQ-Tests durchgeführt, gäbe es auch mehr Idioten. Steigende Fallzahlen würden, isoliert betrachtet, noch keine wachsende Gefährdung der Öffentlichkeit belegen.
Diese Schlussfolgerung ist zumindest unpräzise. Die Testmöglichkeiten haben sich in den letzten Monaten wesentlich verbessert. Für Reisen und Volksbespassung werden inzwischen hauptsächlich Antigen-Tests verwendet. PCR-Tests kommen insbesondere bei Symptomen, positivem Antigen-Test und anderen Verdachtsmomenten zum Einsatz. Damit kann die absolute Anzahl an positiven PCR-Tests sehr wohl als Indikator gelten, um ein gesteigertes Infektionsgeschehen zu dokumentieren – am besten natürlich in Kombination mit anderen Kriterien wie Hospitalisierungen oder Todesfällen.
tomtom hat geschrieben: ↑12.08.2021 16:19
„Dass eine sehr hohe Impfquote erforderlich ist, liegt insbesondere daran, dass die inzwischen in Deutschland vorherrschende Virusvariante ‘Delta’ nochmal erheblich ansteckender ist, als die bisherigen Virusvarianten.“
Da das Maß der Ansteckungsfähigkeit eines Virus nichts über dessen Gefährlichkeit und Tödlichkeit aussagt, ist die suggerierte Logik („liegt daran, dass“) nicht stichhaltig.
Nicht einmal der Autor bestreitet, dass Delta ansteckender ist als andere Varianten. Immerhin. Grundsätzlich lassen sich der Ursprungstyp und Delta kaum miteinander vergleichen. Als Delta erstmals verbreitet auftrat, waren eigentlich überall die Impfkampagnen schon im vollen Gange. Um die beiden Typen 1:1 miteinander zu vergleichen, müsste man ein (mir nicht bekanntes) Land heranziehen, welches über keinerlei Impfstoffe verfügt. Bloss: Selbst wenn es dieses Land gäbe, hätte es wohl kaum die technologischen Möglichkeiten, um die Pandemie und das Infektionsgeschehen schlüssig nachzuvollziehen.
Fokussieren wir deshalb besser auf reale Beispiele wie etwa Florida. Dort sind inzwischen 49,8% vollständig geimpft – die Quote ist damit etwa gleich wie bei uns. Trotzdem sind die Hospitalisierungszahlen so hoch wie noch nie seit Pandemiebeginn. Auch die Todeszahlen nähern sich nun zeitverzögert den absoluten Rekordwerten an. Und das trotz Impfung, die gemäss allen verfügbaren Studien einen Infektionsschutz bietet und bei einer Infektion die Symptome mit einer erheblichen Wahrscheinlichkeit abzumildern vermag. Quelle mit Grafiken:
https://www.nytimes.com/interactive/202 ... cases.html
Was lernen wir daraus? Flordia stünde wohl definitiv noch viel schlechter da, hätte es keine Impfkampagne gegeben. Delta ist deutlich aggressiver in der Verbreitung und mindestens genau so tödlich oder vermutlich gar tödlicher als die Ursprungsvariante.
Der Autor relativiert ins Allgemeine hinaus, liegt aber in Bezug auf Delta mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit falsch.
tomtom hat geschrieben: ↑12.08.2021 16:19
„Gut ist allerdings, dass die Impfstoffe auch gegen diese Variante eine hohe Wirksamkeit aufweisen.“
Das ist zweifelhaft und viele Indizien sprechen für das Gegenteil, insbesondere die zahlreichen Impfdurchbrüche, also COVID-19-Erkrankungen von vollständig Geimpften, von denen in Deutschland vom Robert Koch-Institut (RKI) bislang 9.000 Fälle dokumentiert sind (5). Das RKI räumt ein, dass es sich bei diesem Wert noch um eine Untertreibung handelt und erklärt (6), dass „ein möglicherweise unterschiedliches Testverhalten bei Geimpften und Ungeimpften zu Verzerrungen führen“ kann und die Wirksamkeit der Impfstoffe daher „eher überschätzt“ werde. Damit gemeint ist die Tatsache, dass Geimpfte naturgemäß nur sehr selten getestet werden – etwa bei einer Krankenhauseinweisung –, und daher Infektionen bei ihnen in der Regel unentdeckt bleiben.
Nein, das ist eben gerade nicht zweifelhaft. Es bestreitet niemand, dass sich auch Geimpfte infizieren und schlimmstenfalls gar erkranken können. Impfdurchbrüche sind eine Tatsache. Aber die Wahrscheinlichkeit, ernsthaft zu erkranken, ist für Geimpfte weitaus geringer.
«Mit einer vollständigen Corona-Impfung lassen sich laut einer Mitte Juni vorgestellten Studie der britischen Gesundheitsbehörde Public Health England (PHE) schwere Krankheitsverläufe bei der Delta-Variante ebenso wirksam vermeiden wie bei der Alpha-Variante. Zwei Dosen des Wirkstoffs von Biontech/Pfizer verhinderten demnach in 96 Prozent der Fälle eine stationäre Behandlung. Eine Ende Mai von den britischen Gesundheitsbehörden veröffentlichte Studie kommt zu ähnlichen Ergebnissen auch für weniger schwere Formen der Krankheit. Demnach ist der Biontech-Impfstoff zwei Wochen nach der zweiten Dosis zu 88 Prozent wirksam gegen eine durch die Delta-Variante ausgelöste symptomatische Covid-19-Erkrankung.»
Quelle:
https://www.zdf.de/nachrichten/panorama ... e-100.html
Dass auf Millionen von Impfungen in Deutschland auch zehntausende Impfdurchbrüche auftreten, ist daher nicht überraschend, sondern schlichtweg logisch. Die angeführten "Indizien" sind daher nicht der Rede wert und mutmasslich primär darauf ausgelegt, Zweifel an der Wirksamkeit der Impfstoffe zu schüren.
tomtom hat geschrieben: ↑12.08.2021 16:19
In Großbritannien hat eine Untersuchung (7) des Imperial College mit 100.000 Teilnehmern Anfang August herausgefunden, dass 44 Prozent aller positiv Getesteten vollständig geimpft waren (8).
Und die selbe Studie, die der Autor in seinem Beitrag verlinkt hat (es ist auch jene, auf die ich weiter oben verweise), ist auch zum Schluss gekommen, dass das Infektionsrisiko für doppelt Gemipfte um den Faktor drei geringer ist als für Ungeimpfte.
Diesen Fakt hat der Autor in manipulativer Absicht aber trotz Link in seinem eigenen Artikel (!!!) bewusst ausgespart, obwohl es beim Imperial College gar im Titel steht. Oder schlicht: Ich mach mir die Welt, wiedewiedewie sie mir gefällt!
tomtom hat geschrieben: ↑12.08.2021 16:19
Bei einem lokalen COVID-19-Ausbruch in den USA im Juli mit circa 500 positiv Getesteten waren 74 Prozent voll geimpft (9), von diesen wiederum 80 Prozent symptomatisch. Die zahlreichen infizierten Geimpften konnten also andere anstecken.
Jup, aber die Allerwenigsten dürften ernsthaft erkrankt sein, da die Impfstoffe eine hohe Wirksamkeit entfalten und in 96 Prozent eine stationäre Behandlung verhindern (siehe oben). Ungeimpft hätten sich, wie grad ausgeführt (und vom Ursprungsartikel unterschlagen), wohl noch deutlich mehr Menschen angesteckt – mit einem wesentlich höheren Risiko betreffend einer ernsthaften Erkrankung.
tomtom hat geschrieben: ↑12.08.2021 16:19
„Die Impfstoffe haben sich sowohl in den Zulassungsstudien als auch in der monatelangen weltweiten millionenfachen Anwendung als sehr sicher (…) erwiesen.“
Daran bestehen erhebliche Zweifel. Dem letzten Sicherheitsbericht (10) des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) ist zu entnehmen, dass allein in Deutschland bis zum 30. Juni (aktuellere Daten sind bislang nicht veröffentlicht) mehr als 100.000 Verdachtsfälle von Nebenwirkungen in Zusammenhang mit der Impfung erfasst wurden, davon 10.000 schwere Fälle, darunter die inzwischen schon bekannten auffälligen Häufungen von Thrombosen und Herzmuskelentzündungen. Darüber hinaus sind die Langzeitwirkungen und mögliche Spätschäden aufgrund der Kürze der Anwendungszeit noch unklar. Indizien geben Anlass zu großer Sorge (11), was mögliche Spätschäden angeht.
Hier kommt nochmals meine Argumentation von meiner spontanen Erstreaktion auf Tomtoms Post: Der Autor verschweigt mutmasslich bewusst die Gesamtzahl aller Impfungen. Diese umfassen mit Doppel-Impfungen alleine in Deutschland über 100 Millionen! Siehe:
https://impfdashboard.de/
0.1% davon oder gar weniger klagen über Impfnebenwirkungen wie Kopfweh oder Übelkeit nach der Impfung, 0.01% demnach über schwerwiegende Nebenwirkungen.
Hier werden Fakten ausgeblendet, um Angst zu schüren und Gefahren zu suggerieren. Schwere Impfschäden gilt es nicht zu bagatellisieren, aber sie liegen im Nullkommanullstellenbereich.
Und dann mal wieder zu den "Indizien" betreffend Langzeitfolgen, "die Anlass zu grosser Sorge" geben. Wem geben sie Sorgen auf? Dem breiten wissenschaftlichen Konsens jedenfalls nicht. Dem Autor etwa? Denn anders als suggeriert, kommen Langzeitfolgen praktisch nicht vor.
«Susanne Stöcker, Pressesprecherin des Paul-Ehrlich-Instituts gibt im ZDF-Interview Entwarnung: „Langzeit-Nebenwirkungen, die erst nach Jahren auftreten, sind bei Impfstoffen generell nicht bekannt“. Die meisten Nebenwirkungen von Impfungen würden innerhalb weniger Stunden oder Tage auftreten. „In seltenen Fällen auch mal nach Wochen“, so Stöcker. Diese Nebenwirkungen sind es, die als Spätfolgen bezeichnete Komplikationen zur Folge haben können.»
Quelle:
https://www.fr.de/ratgeber/gesundheit/i ... 90683.html
Der Autor betreibt hier letzten Endes nichts anderes als faktenfreie Panikmache. Und die "Indizien", die angeblich "Anlass zu grosser Sorge" geben, behält er einfach mal für sich. Keine Erläuterung, kein Link. Nichts. Das ist kein Journalismus.
tomtom hat geschrieben: ↑12.08.2021 16:19
„Wer über einen vollständigen Impfschutz verfügt, schützt damit sich und andere vor der Ansteckung durch das SARS-CoV2-Virus und damit die Gesellschaft vor einer erneuten Ausbreitungswelle des Virus.“
Die Aussage ist in der Form, wie bereits dargelegt, falsch.
Ja, weil es der Autor falsch dargelegt hat und nicht einmal, die von ihm ins Feld geführte Studie, richtig zitiert hat.
Für Ungeimpfte liegt die Wahrscheinlichkeit laut der angeführten Studie drei Mal so hoch, an Covid-19 zu erkranken, als für Geimpfte. Natürlich helfen Impfungen damit auch wesentlich mit, neue Ansteckungen zu vermeiden bzw. zu reduzieren.
tomtom hat geschrieben: ↑12.08.2021 16:19
„Über eine vergleichbare Immunität verfügt, wer von einer COVID19-Erkrankung genesen ist (eine Auffrischimpfung bei Genesenen ist nach 6 Monaten erforderlich). Geimpfte und Genesene werden deshalb von bundes- oder landesrechtlichen Regelungen, die Testauflagen vorsehen, ausgenommen.“
Da die Herleitung falsch ist, ist dieser Beschluss sachlich nicht begründbar. Anmerkung: Auch die Geimpften können sich ihrer teilweise wieder gewährten Rechte nicht sicher sein. In einer Fußnote des Beschlusses heißt es:
„Vorgaben die zum Schutz vor möglichen neuen Virusvarianten dienen, bei denen die Wirksamkeit der Impfung unklar oder ungenügend ist, können abweichen.“
Für Geimpfte gelten die Freiheiten also womöglich lediglich bis zum Auftauchen der nächsten Virusvariante.
Da der Autor immer noch aufgrund der mangelhaft zitierten Studie argumemtiert, disqualifiziert er sich auch hier bei dieser nächsten Herleitung gleich selbst. Es gibt einen wesentlichen Unterschied, den er blöderweise vergisst; Sowohl Geimpfte als auch Genesene wurden bereits gegen das Virus immunisiert. Allfällige Auffrischungen, nach welcher Zeitspanne sie nun auch immer notwendig sein mögen, verstärken die Immunantwort noch zusätzlich. Ungeimpfte trifft eine Infektion hingegen gänzlich unvorbereitet.
Und auch die Klammerbemerkung vermag nicht wirklich zu schockieren: Würde tatsächlich eine Variante auftreten, bei dem auch die Impfstoffe weitestgehend wirkungslos wären, müssten natürlich neue Massnahmen ergriffen werden. Das ist schlichtweg logisch und hat den Schutz der Gesamtbevölkerung zum Ziel.
tomtom hat geschrieben: ↑12.08.2021 16:19
„Tests sollen Vorraussetzung sein für: Zugang als Besucher zu Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen sowie Einrichtungen der Behindertenhilfe, Zugang zur Innengastronomie, Teilnahme an Veranstaltungen und Festen (z.B. Informations-, Kultur-oder Sportveranstaltungen) in Innenräumen, Inanspruchnahme körpernaher Dienstleistungen (z. B. Friseur, Kosmetik, Körperpflege), Sport im Innenbereich (z.B. in Fitness-Studios, Schwimmbädern oder Sporthallen), Beherbergung: Test bei Anreise und zwei Mal pro Woche während des Aufenthalts“
Das betrifft ausschliesslich Deutschland und nicht die Schweiz.
Trotzdem ein paar Gedanken dazu: Dass gerade sensible Einrichtungen wie Krankenhäuser, Alters- und Pflegeheime für Besucher einen Test voraussetzen, ist nachvollziehbar. Dort sind sämtlichen Hochrisikogruppen auf engem Raum versammelt. Dazu reicht auch ein Blick auf die Zahlen des BAG (kann ich auf Wunsch nachreichen, ich habe sämtliche Links aufgebraucht) der Coronatoten trotz Impfung. Es trifft fast ausschliesslich Personen der Kategorie 70+.
Wer Geld für saufen und testen hat, kann sich auch problemlos testen lassen. Ich sehe das Problem nicht wirklich. Entscheidend hier: Ungeimpfte haben noch immer Zugang zu allem, sie werden nicht ausgeschlossen. Ihre sogenannte Eigenverantwortung wird einfach etwas aufwändiger und erfordert nun halt auch einen gewissen Preis. Der Vorwurf einer Diskriminierung steht damit aber nicht im Raum.
Der Zugang zu sämtlichen Einrichtungen ist weiterhin gewährleistet, somit wird auch niemandem die Teilnahme am öffentlichen Leben verweigert. Übrigens: Leute, die sich in der Schweiz aus medizinischen Gründen (z.B. Schwangerschaft) nicht impfen lassen können, müssen auch künftig die Tests nicht bezahlen. Schliesslich bleiben auch die Tests für Kinder bis 12 Jahre gratis.
tomtom hat geschrieben: ↑12.08.2021 16:19
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Politisch gesehen widerspricht eine Teilung der Bevölkerung mit unterschiedlichen Rechten für Geimpfte und Ungeimpfte dem Grundgesetz (Artikel 3: „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich“) sowie der Grundrechtecharta der Europäischen Union (Artikel 21: „Diskriminierungen insbesondere wegen (…) der genetischen Merkmale (…) sind verboten.“) Mit dem Inkrafttreten des Vertrages von Lissabon im Jahr 2009 erhielt diese Charta Rechtsverbindlichkeit.
Oje, hier werden Äpfel mit Birnen verglichen. Da die Ungeimpften weiterhin Zugang zu allem haben (mit Test), werden sie auch nicht benachteiligt. Geteilt wird auch niemand, das wäre ja ein Gemetzel! Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ein ungeimpfter Mörder in einem Gerichtsverfahren gleich behandelt würde wie ein geimpfter. Übrigens: Auch ein Geimpfter wird belangt, wenn er beispielsweise die Maskenpflicht im öV nicht einhält. Somit herrscht in diesem Bereich, der vorwiegend das Strafgesetzbuch betrifft, noch immer Waffengleichheit.
Zu dem Quote mit "den genetischen Merkmalen". Ich bin nicht ganz schlüssig, ob der Autor hier Impfungen als Genmanipulation implizieren will ?!
So oder so: Es trifft nicht zu. mRna-Impfstoffe basieren zwar technologisch auf Gentechnik, stellen aber keine Genmanipulation dar. Die DNA wird durch eine Impfung nicht angetastet. Somit unterscheiden sich geimpfte und ungeimpfte Menschen auch biologisch nicht voneinander. Erstere sind einfach wesentlich besser vor einer Infektion geschützt.
tomtom hat geschrieben: ↑12.08.2021 16:19
Fazit: Geimpfte sind weder selbst vor dem Virus geschützt, noch ungefährlich für andere. Sie mögen zwar weniger Menschen anstecken als Ungeimpfte, der Unterschied ist aber nicht groß und eindeutig genug, um auch nur ansatzweise die geplanten Maßnahmen zu rechtfertigen, die zu einer beispiellosen Diskriminierung einer Bevölkerungsgruppe führen. Die Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz gründen auf nachweislich falschen Annahmen und sind daher sachlich nicht begründbar. Sie widersprechen dem Grundgesetz und der Grundrechtecharta der Europäischen Union. Die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidenten haben bei ihren Erwägungen den Boden der Realität und der Gesetze verlassen.
Fazit: Geimpfte sind wesentlich besser vor dem Virus geschützt, und drei Mal weniger ansteckend als Ungeimpfte. Sie stecken dadurch wesentlich weniger Menschen an als Ungeimpfte, der Unterschied ist gemäss Studien gross und eindeutig genug, um die geplanten Massnahmen vollumfänglich zu rechtfertigen, da die ergiffenen Massnahmen facto zu keinerlei Diskriminierung einer Bevölkerungsgruppe führen. Die Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz gründen auf nachvollziehbaren Überlegungen und sind sachlich begründbar. Die in den 16 Bundesländern ergriffenen Massnahmen, die national koordiniert werden, stehen auf dem Boden des deutschen Grundgesetzes und sind im Einklang mit der Grundrechtecharta der Europäischen Union. Und der Autor des tomtomschen Artikels sollte dringendst an seiner selektiven Verwendung von Zitaten arbeiten.
Disclaimer: Sämtliche Änderungen an meinem Beitrag betreffen die Ausmerzung von Schreib- und Flüchtigkeitsfehlern. An der Argumentation wurde nichts verändert.