Ich will dir nicht widersprechen. Ich bin ganz bei dir.Leon1 hat geschrieben: ↑14.03.2023 13:01Schöner Post zur Verhandlungsstrategien! Ich sehe die Krux bei der ganzen Sache im konkreten Anwendungsfall aber bei den Optionen und Positionen der Konfliktparteien. Was du auf der russischen Seite als zweitbeste Option nennst ist aus meiner Sicht nichts weniger als der "Worst Case" für Putin. Bei einem kompletten Rückzug (inklusive der Krim und dem Abzug der Schwarzmeerflotte) ist Putin nicht wahrscheinlich, sondern mit Garantie, innenpolitisch erledigt. Heisst im Umkehrschluss, dass er vorher militärisch alle (!) zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ausreizen wird, dass es nicht dazu kommt.
Die Grundkritik in Richtung Tomtom ist schon richtig: Einfach sagen "setzt euch mal an den Verhandlungstisch" ist kein besonders konstruktiver Vorschlag. Umgekehrt sehe ich aber auch "zuerst Rückzug, dann Verhandlung" nicht als realistischen Startpunkt für Verhandlungen, weil das bereits der besten Option für die Ukraine und der totalen Niederlage Putins entspricht. An der Stelle gibt's dann eigentlich nichts mehr zu verhandeln, da hat die Ukraine gewonnen (oder gemäss Stella: Unentschieden [?]) und Russland verloren. Natürlich wäre das im Sinne der Ukraine und Europas wünschenswert, aber ob das realistisch zu erreichen ist, darüber gehen die Meinungen auseinander.
Die zweitbeste Option ist auf beiden Seiten gelinde ausgedrückt nicht realistisch. Es gibt keine erkennbare Zwischenposition, die ein realistisches Verhandlungsfeld ergeben. Deshalb ist der Zeitpunkt aus meiner Sicht nicht reif über Verhandlungen zu diskutieren. Putin hat alle Beteiligten in genau diese Lage gebracht. Und nur er kann Stand jetzt die Wirren lösen, was er wahrscheinlich mit seinem Machtverlust bezahlen müsste. Die Positionen ändern sich meiner Meinung nach erst, wenn eine der beiden Parteien Überhand gewinnt. Was Russland tun wird, wenn die NATO/der Westen keine Unterstützung mehr bietet. Mit der Folge, dass Europa sicherheitspolitisch enorm einbüssen muss. Sollte das passieren, dann muss die Ukraine nicht mehr an den Tisch, da es sie in der Form schlicht nicht mehr gibt. Vor Kiew wird kaum Halt gemacht.
Deshalb bleibt momentan nur das aufgezwungene Führen des leiden Krieges. Es bleibt nur zu unterstützen. Es bleibt nur die Hoffnung, dass die Russen sich irgendwann zurückziehen müssen. Dabei verliert Putin – Russland wird aber verhandlungsfähig bleiben. Mit einem Rückzug geht Russland nicht unter. Die Interessen bleiben bestehen.
Deshalb empfinde ich die Forderungen nach Verhandlungen fast schon respektlos.
Habe fertig - werde gerne wieder still mitlesen. Der Punkt war mir jedoch wichtig.