Mosby hat geschrieben:Gibts Infos über Jonas Hiller? Bleibt er in Nordamerika? Ich denke die Schweizer Clubs haben auf der Torhüterposition wenig Bedarf.
«Ohne Lockout 2004/05 würde ich jetzt kaum in der NHL spielen»
Seit letztem Sonntag bin ich einer der gut 700 «ausgesperrten» Spieler der NHL. So ganz kann ich es noch nicht fassen, obwohl wir seit Längerem wissen, dass es so weit kommen konnte.
Von Jonas Hiller
Jetzt, da es Tatsache ist und ich quasi arbeitslos bin, ist er doch ein bisschen ein komisches und ungewohntes Gefühl, mein erster Lockout.
So ganz stimmt das aber nicht mit dem ersten Lockout. Denn vor genau acht Jahren war der Lockout bekanntlich bereits ein grosses Thema, nur war ich damals in einer völlig anderen Situation. Im Sommer 2004 hatte ich soeben einen neuen Vertrag beim HC Davos abgeschlossen. Ich sollte zusammen mit Thomas Bäumle das Erbe von Lars Weibel als erster Torhüter beim HCD antreten. Wegen finanzieller Probleme aus der Vorsaison stand kurz vor Saisonbeginn mit Josef Marha gerade mal ein Ausländer im Kader. Damals hoffte ich wie auch die meisten anderen HCD-Spieler auf einen Lockout, denn uns wurde in Aussicht gestellt, dass wir drei weitere ausländische Verstärkungen erhalten würden, falls die NHL keine Einigung mit den Spielern finde. Tatsächlich kamen dann Joe Thornton, Rick Nash und Niklas Hagman nach Davos.
Neun Monate, einen Spengler-Cup-Triumph und einen Meistertitel später wurde ich plötzlich von Teams aus der NHL kontaktiert, ob ich nicht Interesse hätte, meine Karriere in den USA fortzusetzen, nachdem ich ein Jahr zuvor noch nicht mal 20 NLA-Einsätze bestritten hatte und ich damals nicht mal wusste, ob ich je Stammtorhüter in der höchsten Schweizer Liga sein würde. Im Sommer 2007 unterschrieb ich einen Vertrag in Anaheim. Inzwischen bereite ich mich gerade auf meine sechste Saison in der NHL vor. Ich glaube kaum, dass ich jetzt hier wäre, wenn vor acht Jahren nicht ein Lockout gewesen wäre.
Während ich beim letzten Lockout wenig Ahnung hatte, worum es überhaupt ging, bin ich jetzt sehr gut informiert und auch involviert; aber nicht nur ich, sondern auch der grösste Teil der gut 700 NHL-Spieler. Dies war vor acht Jahren etwas anders und wohl auch der Hauptgrund, weshalb die gesamte NHL-Saison ins Wasser fiel und die Teambesitzer ihre Lohnkürzungen sowie die Einführung des Salary Caps durchsetzen konnten. Dieses Mal sind wir Spieler besser organisiert und definitiv nicht bereit, wieder eine 20-prozentige Lohnkürzung in Kauf zu nehmen, wie es vor acht Jahren der Fall war. Vor allem weil die Liga seit dem letzten Lockout ihren Umsatz jährlich gesteigert hat und wir somit keinen Grund sehen, warum wir als Arbeitnehmer Lohnkürzungen akzeptieren sollten in einer florierenden Firma.
Wir Spieler wissen aber auch, dass nicht alle Teams in der NHL schwarze Zahlen schreiben. Es gibt einige Probleme, die angesprochen werden müssen. Doch wir sehen die Lohnkürzungen nicht als das richtige Mittel, um die Löcher in der Kasse der ärmeren Teams zu stopfen. In weiteren acht Jahren werden wir wieder am selben Punkt sein, wenn man die Probleme jetzt nicht löst, sondern nur mit Pflastern flickt. Der Vorschlag der Spieler beruht auf dem Prinzip, welches in der amerikanischen Baseball-Liga schon seit Langem funktioniert. Sie ist die einzige Liga, die seit mehreren Jahren keinen Lockout mehr hatte. Revenue Sharing heisst das Zauberwort. Dabei müssen reiche Klubs einen Teil ihres Gewinns an die ärmeren Teams abgeben; dadurch wird ein Ausgleich geschaffen. Das Hauptproblem ist, dass die reichen NHL-Teams, welche auch am meisten zu sagen haben, wie sich die Liga in den Verhandlungen verhalten soll, natürlich etwas dagegen haben. Sie wollen nach wie vor die Spielerlöhne kürzen, was die reichen Teams dann noch reicher machen würde, da sie die selben Einnahmen hätten, aber weniger hohe Löhne bezahlen müssten.
Ich hoffe sehr, dass es bald eine Einigung gibt. Denn sowohl wir Spieler wie auch die Teambesitzer wissen, dass wir uns eigentlich keinen Lockout mehr leisten können, ohne die Fans zu erzürnen. Das hätte wohl zur Folge, dass wieder weniger Leute in die Stadien kämen. Deshalb habe ich mich entschieden zumindest bis Ende September in Anaheim zu bleiben, bevor ich mich für ein allfälliges Engagement in der Schweiz umschaue.
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