"Ein WM-Ausschluss ist möglich"
Die Schweizer Nati könnte in der WM-Quali am FC Sion scheitern.
Die Geschichte ist so grotesk, dass sie eigentlich nicht der Rede wert wäre. Leider nur wäre. Denn der Hauptakteur bei dieser Burleske ist, einmal mehr, der
Puppenspieler aus Sion: Christian Constantin. Ein Name, der Lämpen garantiert.
Verurteilung wegen Vertragsbruch
Der Weltfussballverband Fifa hatte Ende Mai den Sion-Torhüter El-Hadary und den FC Sion wegen Vertragsbruch zu 900 000 Euro Geldstrafe verurteilt. Geld, das an den ehemaligen Klub des Torhüters, Al-Ahly, zu zahlen ist. Der Goalie soll zudem vier Monate gesperrt werden und der FC Sion für zwei Transferperioden keine weiteren Spielerkäufe tätigen dürfen.
Logischerweise foutiert sich der Walliser Constantin um Petitessen wie Regeln und Vorschriften, den Lauf der Dinge im Schweizer Fussball bestimmt er selbst – und das seit Jahren.
Constantin macht was er will
Ermöglicht wird dieses herrische Ge_bahren durch Marionetten im Schweizer Fussballverband SFV. Constantin tut, was er will, weil man ihn machen lässt. So einfach die Sache ist, so grotesk sind die Folgen dieser devoten Haltung ihm gegenüber.
Auch mit einem neuen Verbandspräsidenten lässt sich der SFV von Puppenspieler Constantin zur Marionette degradieren mit möglicherweise fatalen Konsequenzen für Ottmar Hitzfeld und die Schweizer Nationalmannschaft. Bisher ohne Erfolg hat die Fifa nämlich den SFV aufgefordert, die Richtlinien des Weltfussballverbandes einzuhalten und für die Umsetzung der Sanktionen zu sorgen.
Der neue Verbandspräsident ist wie der alte
Der offizielle Wortlaut lässt keinen Zweifel offen: «Die Fifa hat den Schweizerischen Fussballverband darüber informiert, dass er die Pflicht hat, sicherzustellen, dass der betreffende Entscheid (…) konsequent eingehalten und richtig vollstreckt wird.»
Der Verband hält mit juristischer Spitzfindigkeit dagegen und stellt sich auf die Seite des Puppenspielers. Die Fifa, so die juristische Haarspalterei des SFV, habe den FC Sion bestraft und nicht «Olympique des Alpes SA». Beim FC Sion seien nur die Amateure unter Vertrag, die Profis aber seien bei Olympique des Alpes SA angestellt. Darum könne Constantin weiterhin Transfers für die Profis machen, was dieser auch munter tut.
Allein die Frage, weshalb in diesem Fall denn nicht «Olympique des Alpes SA» in der Super League spielt, sondern namentlich der FC Sion, mag einiges aussagen über die Windungen und Wirrungen im Verband, letztlich auch über die Glaubwürdigkeit des SFV unter der Leitung des neuen Verbandspräsidenten Peter Gilliéron. Der Neue ist wie der Alte – auch Ex-Präsident Ralph Zloczower liess sich von Constantin jahrelang auf der Nase herumtanzen.
Internationaler Sportgerichtshof weicht einem Entscheid aus
Einen Entscheid im Streit zwischen Fifa und SFV/Sion hätte der Internationale Sportgerichtshof CAS fällen sollen, doch der einzige Entscheid des CAS ist, keinen Entscheid zu fällen. Die Angelegenheit werde, so das Communiqué von vorgestern, vorläufig auf Eis gelegt. Angesichts der Dringlichkeit eine Absurdität, aber irgendwie typisch auch das.
WM-Auschluss ist möglich!
Eskaliert der Machtkampf zwischen der Fifa und dem SFV/Sion, könnte als letzte Konsequenz der Ausschluss der Schweiz aus allen internationalen Wettbewerben drohen – auf Klubebene wie auf Ebene Nationalmannschaft. Hitzfeld und Schweizer Nati könnten sich die WM 2010 in Südafrika
abschminken. Champions League? Europa Liga? Ohne Schweizer Klubs! Und das wegen Christian Constantin, «the unguided missile», wie die Amerikaner sagen würden.
Christoph Henzen arbeitete von 2003 bis 2007 bei der Fifa im Transferwesen. Der Sportjurist, heute Partner in der Kanzlei Kmuforum Emmenbrücke, sagt zum juristischen Hin-und-her: «Erfahrungsgemäss wird dieses Verfahren noch länger dauern, aber grundsätzlich ist klar: Ein WM-Ausschluss ist im Extremfall möglich. Angenommen, das CAS stützt die Entscheidung der Fifa, dann muss in strikter Anwendung der Fifa-Reglemente der Schweizer Fussballverband die Sanktionen durchsetzen. Vollzieht dieser das nicht, besteht für die Fifa die Möglichkeit, über ihre Disziplinarkommission den Verband abzumahnen. Bei Nichtbefolgen könnte der Schweizer Fussballverband als ultima ratio von allen internationalen Wettbewerben ausgeschlossen werden.»
Die Aufgabe für Ottmar Hitzfeld und seine Spieler, sich für Südafrika 2010 zu qualifizieren, ist schwer genug. Dass die Nati neben Griechenland, Lettland, Luxemburg und Israel nun auch noch den FC Sion schlagen muss – auf dieses Puppenspiel hätte Constantin ausnahmsweise gerne mal verzichten dürfen.