Vielen Dank für die Blumen
Insiderwissen habe ich keines, nur in der Ausbildung mal die Basics von Controlling & Rechnungslegung gelernt. Leute, die aus einem Geschäftsbericht die wirtschaftliche Substanz herauslesen können gibt es auch in Luzern, deshalb wundert mich warum es dort keiner macht…
Fabiano hat geschrieben: ↑17.11.2023 21:49
Ist es eigentlich üblich, dass der Geschäftsbericht dermassen transparent ist? [...] Hab ich so noch nie von einem Fussballverein gesehen.
Dann eine zweite Frage. […] Wie kann es sein, dass der Umsatz des FCSG 37 Mio beträgt und der des FCL nur 23 Mio? Klar haben sie einen tieferen Zuschauerschnitt, aber dermassen…?
Du stellst die richtigen Fragen!
1. Nein, das ist alles andere als üblich. Der FCL hat sich seit 17/18 volle Transparenz auf die Fahnen geschrieben und veröffentlicht jedes Jahr einen detailreichen Bericht der ganzen Gruppe. Bei aller Häme und Spott: Das machen sie sehr vorbildlich.
Am zweit-transparentesten sind wir. Auch wenn unsere Berichte nicht halb so tief ins Detail gehen, sie sind öffentlich zugänglich und das Wichtigste ist drin.
Der dritte im Bunde ist der FCB: Bis zum Jahr 2021 sind die Geschäftsberichte auf der Homepage zu finden. Seither hat Degen wohl den Stecker gezogen; der aktuellste Bericht von 2022 fehlt dort. Er ging aber an alle Vereinsmitglieder (über 8000 Leute), und ist somit immerhin halböffentlich.
That‘s it. Von den anderen Super League Klubs gibts keine öffentlich verfügbaren Berichte, sondern nur rudimentäre Finanzzahlen. Diese werden werden für die UEFA Lizenz eingefordert, damit man am europäischen Wettbewerb teilnehmen darf. Die aktuellste Übersicht (2022)
ist hier zu finden
2. Du gibst die Antwort im Prinzip schon selbst: Zuschauer. Die Luzerner leisten sich ein ähnliches Budget für die 1. Mannschaft wie der FCSG und eine eher etwas teurere Nachwuchsabteilung, während das ganze Drumherum aber deutlich kleiner ist. Es geht beim Zuschauerinteresse nicht nur um die Anzahl der Tickets, auch die Höhe von Sponsoring, Werbung, Hospitality, Merchandising etc. ist proportional davon abhängig. Luzern liegt hier klar auf tieferem Niveau.
Zum Vergleich: Matcheinnahmen + Sponsoring & Werbung bringen dem FCSG über 21 Mio ein, Luzern nur 14.5 Mio. Diese Posten erklären allein schon fast die halbe Differenz. Dann setzt der FCSG im Merchandising fast 4x (!) so viel um wie die Luzerner (1.8 Mio vs 480k). Dazu kommt die Differenz bei den Transfereinnahmen (SG 4.7 Mio, LU 1.7 Mio CHF).
Fairerweise sei gesagt; der Umsatz im Berichtsjahr 22/23 war in St Gallen im Vorjahresvergleich eher hoch, bei Luzern eher klein. Trotzdem ist klar, dass die Luzerner massiv über ihren Verhältnissen leben. Wenn die Löhne vergleichst, dann musst du sie ins Verhältnis zum gesamten Apparat stellen.
SG: Personalkosten von 17 Mio vs. Umsatz von 37 Mio
LU: Personalkosten von 16.5 Mio vs. Umsatz von 22.8 Mio
Da wird jedem klar weshalb wir schwarze Zahlen schreiben und Luzern ein 8.5 Mio-Loch einfährt.