Teil eines Kommentars aus der BAZ:
....Terminiert ist der Showdown in dieser Geschichte auf Montag Nachmittag. Dann soll der Holding-Verwaltungsrat über den Verkauf an Degen befinden.
Eigentlich wäre das eine Formalität. Keiner der im Obligationenrecht und in den Holding-Statuten definierten Gründe zur Verweigerung trifft juristisch stichhaltig auf die Degen-Situation zu (diese Zeitung berichtete). Sondern es stellt sich vielmehr die Frage, ob es überhaupt zulässig ist, wenn mit Peter von Büren und Karl Odermatt zwei Personen über ein Geschäft befinden, bei dem sie sich als Burgener-Freunde und -Angestellte in einem offensichtlichen Interessenkonflikt befinden, während sie selbst gar keine Aktien halten.
Trotzdem muss man erwarten, dass Burgener darum bemüht sein wird, dass es anders kommt.
Damit rechnet auch David Degen. Denn ginge er davon aus, dass in der Verwaltungsratssitzung alles glattgeht, hätte er keinen Grund, um via Instagram Druck auf Burgener, von Büren und Odermatt zu machen. Am Samstag kommentierte er einen von ihm veröffentlichten und überbrachten Brief an Burgener mit den Sätzen: «Es braucht einen Neuanfang. Und ich erwarte vom FCB-Verwaltungsrat, dass Abmachungen eingehalten werden.» Viel deutlicher geht es gar nicht.
Sollte Degen die Zustimmung verweigert werden, dürfte er juristische Schritte einleiten, um zu seinem Recht zu kommen. Das lehrt nicht nur die Logik, wonach auch B sagen muss, wer A gesagt hat. Sondern das wird auch von unterschiedlichen Quellen berichtet.
Dem FC Basel droht dadurch die Lähmung. Burgener verbleibt bis zur Klärung der Situation Hauptaktionär. Aber er ist nicht mehr wirklich handlungsfähig.
Denn alles, was er für den FCB entscheidet, kann von Degen angefochten werden. Hinzu kommt: Ein Geschäft mit der Basel Dream & Vision AG ist in diesem Zeitraum unmöglich – und damit kommt Burgener auch nicht an die 200 Millionen Franken, die für den FCB in Aussicht gestellt wurden.
Dem Club würde dieser Schwebezustand also massiv schaden. Das kann eigentlich weder im Sinne Burgeners noch Degens sein. Sie können es beide damit rechtfertigen, sich im Recht zu glauben – und damit, dass sie den anderen für unfähig halten, den FC Basel in eine stabile Zukunft zu führen.
Die öffentliche Meinung dazu ist allerdings längst gemacht. Man wünscht sich, dass Burgener den Club in andere Hände legt, und portiert mehrheitlich deshalb die Degen-Lösung, weil dieser in der gegenwärtigen Situation die einzige Alternative darstellt.
Die Prognose sei gewagt: Bernhard Burgener wird sich trotzdem so lange quer stellen, wie es irgendwie möglich ist. Im Glauben, gemeinsam mit ausländischen Millionen die beste Lösung für den FC Basel zu sein, und begleitet von der Überzeugung, den Club so in die Zukunft zu führen, dass er eines Tages als gefeierter Held in den Sonnenuntergang reitet. Verkennend, dass es viel mehr braucht als einen Meistertitel, um zu kitten, was zwischen Clubführung und Basis zerbrochen ist – und dass sich dies mit fremdem Geld noch viel weniger kitten lässt.
Was Burgener damit verpasst, ist die überraschende und wohl letzte Chance, den FC Basel durch die Vordertür zu verlassen und doch noch unbeschadet aus der Geschichte herauszukommen.
Ein Verkauf an Degen brächte ihm nicht nur rund eine Million Franken Gewinn, sondern auch einen Teil der verloren gegangenen Sympathien zurück. Er würde seinem Wort gerecht werden und sich an bestehende Verträge halten, wie er dies immer betont. Und egal, wie es danach für den FC Basel weitergeht: Burgener wäre auf der sicheren Seite. Kommt es schlecht mit Degen, kann er auf seinen 200-Millionen-Plan verweisen, den umzusetzen ihm verunmöglicht wurde. Ist Degen erfolgreich, wird Burgener wiederholen, was er schon vorher stets gesagt hat: Der Club, den er ihm übergeben hat, war gesund und bereit für die Zukunft.
Besser als jetzt wird Bernhard Burgeners Pferd nie mehr gesattelt sein, um in den Sonnenuntergang zu reiten. Besteigt er es, wäre er zwar nicht der Held. Aber auch nicht der angefeindete Verlierer.