Ich verstehe die Diskussion um die Ligavergrösserung. Sie ist schon seit Jahren immer wieder Thema bei Fans, Journalisten und Clubs. Die drei Hauptargumente sind dabei:
-spannender Titelkampf
-Nicht 4 mal in der Saison gegen den gleichen Gegner spielen.
-Mehr Ruhe und weniger Abstiegssorgen, wie in anderen Ländern
Das erste Argument ist falsch, da der Titelkampf nicht von der Ligagrösse entschieden wird, sondern von der Verteilung der Gelder (und ein bisschen die gute ARbeit
). DAs YB und BAsel so dominieren, hängt mit den internationalen Geldern sowie den Mäzenen ab. Die anderen Clubs in der Schweiz sind einfach zu schlecht aufgestellt oder machen zu wenig aus dem Geld, um längerfristig Paroli zu bieten. Das ändert auch eine grössere Liga nicht - hat sogar eher den umgekehrten Effekt, da die TV-Einnahmen für die Clubs kleiner werden und daher die grossen noch einen grösseren Vorteil haben.
Das zweite Argument kann ich verstehen. Ich finde es auch ein wenig mühsam.Trotzdem überwiegen die Vorteile des jetztigen Systems (siehe weiter unten).
Das dritte Argument stimmt einfach nicht zu 100%. Es kommt bei einer Ligavergrösserung immer darauf an, wie viele Abstiegsplätze in einer neuen Liga vorhanden sind. Wir haben momentan 1 Mannschaft, die direkt absteigt (10% der Liga) und eine Mannschaft in der Barrage (wieder 10% der Liga). Im besten Fall müssen nur 10% der Mannschaften absteigen (Eine) oder im schlechtesten Fall 20% der Mannschaften (Zwei). Nehmen wir an, dass die Barrage eine 50-50 Angelegenheit ist, so sind 15% der Mannschaften vom Abstieg betroffen (oder einfach gesagt 1.5 Mannschaften). Bei gleicher Rechnung (Barrage ist die "halbe" Mannschaft gefärdet, oder besser gesagt jede 2 Saison 1 Mannschaft) sind in Deutschland (18 Mannschaften, 2 Abstiegsplätze, 1 Barrage)
11,1% + 2.25% =
13.35% Mannschaften vom Abstieg gefährdet. Der Prozentssatz ist minimal kleiner, dafür ist der Prozentsatz bei den Direktabstiegsplätzen leicht erhöht im Gegensatz zur Schweiz.
In England, Spanien und Italien sind es 3 Direktabstiegsplätze auf 20 Mannschaften. Das bedeutet, dass genau
15% der MAnnschaften direkt vom Abstieg betroffen,
was mit dem Wert der Schweiz übereinstimmt, es jedoch keine Barrage gibt. Hätten wir keine Barrage hätten wir mit Abstand den kleinesten Prozentsatz, was ja auch nicht im Sinne des Wettbewerbs ist. Bei einer Ligavergrösserung käme es darauf an wie viele Abstiegsplätze/Barrageplätze vorhanden sind. Je nach dem ist die Abstiegsgefährdung gleich gross wie jetzt schon. Wenn wie diese Saison besonders viele Mannschaften im Abstiegskampf stecken, hat dies auch nicht mit der Anzahl Abstiegsplätze zu tun, sondern mit der Ausgeglicheheit der Liga. Auch in anderen Ligen kann es sein, dass in einigen Jahren bis zu 10 Mannschaften (50%) bis wenige Wochen vor SChluss noch im Abstiegskampf drin stecken. Es schwankt halt immer mal wieder. In der Saison 19/20 waren eigentlich zuletzt nur noch 3 MAnnschaften (30%) im Abstiegskampf (Neuenburg, Thun, Sion). Das ist auch ungefähr der Schnitt in anderen Ligen, wo meistens ca. 5-7 Mannschaften bis kurz vor Schluss im Abstiegskampf involviert sind.
Das zweite und
wichtigste Argument gegen ein Ligavergrösserung ist folgender: Jedes Land braucht mindestens
2 Profiligen. Das bedeutet, dass auch die Challenge League eine Profiliga sein muss,
sonst ist ein Abstieg aus der obersten Liga gleichbedeutend mit dem Rückschritt in den Amateurfussball, was
für die meisten Klubs den Niedergang bedeutend würde (fehlende TV-Einnahmen, keine Konkurenz, fehlende Spannung,...usw.).
Für eine gesunde Liga ist eine gute 2 Liga essenziell. Je besser und attraktiver die 2 Liga, desto weniger gross ist der Unterschied bezüglich Qualität und Attraktivität (Zuschauer), desto weniger schlimm ist ein Abstieg für ein Traditionsklub (siehe die 2. Bundesliga in Deutschland, die sehr attraktiv ist und somit auch die meisten "grossen" Clubs einen Abstieg verkraften).
Eine Ligavergrösserung in der Schweiz würde die Challenge League empfindlich schwächen, da in der SChweiz einfach nicht viel mehr Potenzial als für 20
moderne Proficlubs vorhanden ist (Zuschauer-/Stadion-/Finanz-technisch). Das Ziel muss sein, dass die Challenge LEague Jahr für Jahr attraktiver wird (auch mit ein paar grösseren Clubs als Zugpferde). Winterthur, Aarau, Neuenburg und Thun bringen doch ein paar Zuschauer hin und sind schon etwas "kultig". Immer mehr Menschen sehen dies auch so (Mämä Sykora). Das tut gut. So können Clubs wie Zürich, Luzern oder St.Gallen auch mal absteigen ohne das alle Zuschauer gerade abspringen. Ich finde es auch gut das die Challenge LEague nur einen Absteiger hat (nur 10% der Mannschaften). So ist die Gefahr aus dem "Profifussball" abzusteigen nicht so gross. Alle 20 Clubs kriegen auch genügend TV-Geld, um ein Proficlub zu bleiben. MEhr TV-Gelder sind nicht möglich, also wären mehr als 20 Proficlubs auch nicht möglich. Und je mehr Qualität in der Challenge League vorhanden ist (junge Talente usw.) desto stärker wird die Super LEague (Druck steigt). Dies ist jedoch ein langsamer Prozess, der über Jahre andauert. Nach meinem empfinden hat die Challenge League in den letzten 10 Jahren an Attraktivität gewonnen, was dem Schweizer Fussball gut tut. Kein Club verschwindet mit einem Abstieg aus der Super LEague im Nirvana der Amateurclubs, sondern kann sich wieder aufraffen. Der Abstieg ist dann einfach eine Ohrfeige. Man kann aber in der Challenge League überleben. Wenn die Entwicklung der Challenge LEague so weiter geht, dann haben wir in der Zukunft eigentlich eine 20er Liga (mit 2 Meistern) und nur mit nur einem Absteiger (dieses Jahr Chiasso). Du kannst dann egal ob Challenge LEague oder Super League ruhig arbeiten und deine Talente ausbilden. Ähnlich macht es ja eigentlich schon VAduz und Thun. Egal ob sie oben oder unten sind, sie bleiben an ihrem Konzept treu und müssen auch nicht gross ihr Budget anpassen.
Will man den SChweizer Fussballstandort/Ligen verbessern, brauchen wir nicht ein anderes Ligasystem, sondern die einzelnen Mannschaften in der Challenge und Super LEague müssen ihren Fussball und ihren Club attraktiver machen. Man kann auch als langjähriger Challenge League Club attraktiv sein (siehe Winterthur) und dies muss das Ziel für die Schweiz sein. Jeder einzelne Club muss daran arbeiten. Nicht mit Geld, sondern mit Zuschauergebundenheit, kultigen und kreativen Ideen (Siruptribüne) und anderen Massnahmen, den die Zuschauer im Stadion, die Sponsoren sowie die Zuschauer vor dem TV. Sie sichern das Überleben und nicht, ob die Liga 10 oder 14 Mannschaften hat (nur kurzfristiger Effekt).
Weitere Argumente liefert das Team von Zürilive mit ihrem sehr spannenden Artikel:
https://www.zuerilive.ch/2020/03/vergeu ... ich-waere/