Wasabi.. hat geschrieben: ↑04.02.2021 14:22
Aus meiner Sicht haben die letzten Spiele die Problemzonen dieser Mannschaft deutlich hervorgehoben. Andere User haben die Taktik bemängelt und dass keine Anpassung dieser stattfindet. Hier bin ich ganz anderer Meinung, nicht die Taktik ist das Problem, sondern die Umsetzung. Sowohl in der defensiven Bewegung, also im Pressing, als auch im Offensivspiel agiert die Mannschaft nicht als Ganzes.
Was ich damit sagen will ist, dass nicht alle gleichzeitig dasselbe tun. In der ganzen Hinrunde konnte immer wieder beobachtet werden, dass sich nicht alle Spieler gleichzeitig am Pressing beteiligen und wenn nur schon 1 Spieler etwas anderes macht oder nur halbherzig hingeht, ergeben sich für den Gegner Räume, in die er spielen kann. Das führt dazu, dass der Ball nicht schon in der vordersten Linie von den Stürmern erobert werden kann, sondern die Balleroberung weiter hinten stattfindet und der Weg zum Tor länger wird. Gleichwohl finde ich, dass das Pressing oftmals in der Hinrunde gut gemacht wurde und bis auf die letzten 2 Spiele nur wenige Tore hingenommen werden mussten; auch wenn in einigen Spielen der Gegner zu viele Chancen hatte.
Das Hauptproblem sehe ich allerdings in der Offensive und vor allem der Mannschaftsbewegung. Im Vergleich zum Vorjahr sind nicht alle 10 Spieler am Offensivspiel beteiligt, sondern es sind jeweils nur 3-4. Und das erklärt den grossen Unterschied. Während im letzten Jahr ein Angriff am linken Flügel dazu führte, dass sich z.B. auch Hefti entsprechend bewegte, passiert nun nichts. Und das macht das Spiel dann berechenbar, weil der Gegner uns einkreisen kann und den Ball erobern kann; gleichzeitig wird er nicht in der eigenen Defensive zum Beispiel durch Läufe in die Tiefe beschäftigt.
Exemplarisch zeigt sich das am Beispiel von Kräuchi. Ja, der Junge ist erst zum ersten Mal Stammspieler und trotzdem darf in den nächsten Spielen eine Steigerung erwartet werden. Aber, für Kräuchi ist eine Aktion meistens fertig, wenn er den Ball gespielt hat und dann hat er mental aufgestempelt. Im Zeidlerschen Fussball gehts aber genau dann weiter und er sollte sich offensiv anbieten und als Anspielstation fungieren. Dazu - und das hat Zeidler selbst erwähnt - muss man ihn hierzu immer wieder animieren. Und irgendwann ist die Schonzeit vorbei, das muss ein Spieler verinnerlichen und entsprechend immer wieder umsetzen. Bei Kräuchi passiert das zu selten und es kann nicht die Aufgabe des Trainers sein ihn im Spiel 20x daran zu erinnern.
Und das führt zu einem anderen Phänomen, was auch unsere Stürmer betrifft. Es werden keine oder zu wenige Anspielstationen für den ballführenden Spieler geschafft. Das führt u.a. dazu, dass Quintilla, Görtler oder Ruiz nicht mehr gleich glänzen wie in der Vorsaison. Bsp. Görtler: in der letzten Saison lief Hefte 20x pro Spiel an ihm vorbei und er hatte immer eine offensive Anspielstation auf der rechten Seite, jetzt geschieht das vielleicht 2x pro Halbzeit, was dazu führt, dass er fast alleine für die Offensive verantwortlich ist. Logisch, dass es für den Gegner einfacher zu verteidigen ist. Gleiches gilt für Quintilla, indem ihm eben dieser offensive Verteidiger als Anspielstation fehlt. Und das gleiche Spiel kann man jetzt für den Sturm anstellen. Während in der vergangenen Saison Demirovic, Babic und vor allem Itten als Zielspieler dienten, gibt es diesen in dieser Saison nicht (mehr). Vielfach wurde Itten mit dem Rücken zum Tor angespielt, der den Ball dann prallen liess oder verarbeitete. Die Stürmer, die wir jetzt haben wollen alle in den Lauf angespielt werden und beteiligen sich zu wenig an den offensiven Aktionen. Das führt auch dazu, dass sie zu oft zu weit vom Passgeber entfernt sind und der Angriff eben nicht so zielstrebig zu Ende gespielt werden kann, wie letzte Saison. Auch wenn es viele nicht gern lesen werden, aus meiner Sicht fehlt Hefti fast noch mehr als Itten/Demirovic, obschon damit mehr als 30 Tore wegfielen. Hefti konnte aber mit seiner Dynamik und den Rushes dafür sorgen, dass es mehr Torchancen gab, die in Tore umgemünzt wurden. Dazu wurden beide Seiten Muheim/Ruiz und Hefte/Görtler permanent bedient und der Gegner konnte sich weniger gut darauf einstellen.
Und zuletzt noch Einzelkritik auf der AV-Position: Kräuchi hat, was Bouba nicht hat und umgekehrt. Kräuchi hat eine super Technik und wunderbare Ballverarbeitung, das ist sehr flüssig und wenige technische Fehler. Dafür hat Bouba den ständigen Drang nach vorne, wohingegen Kräuchi eben zu diesem animiert werden muss. Im Grunde genommen müsste man beiden einfach die Komponente zufügen und dann hätten wir wieder sehr viel Power auf den Flügeln. Sollten es beide aber nicht lernen, müsste man im Sommer ggfs hier ansetzen (dabei denke ich für rechts an Lang oder Lavanchy).