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von Gennaro Gattuso » 11.10.2007 16:48
Es ist fraglich, ob sich dadurch die sportliche Misere verbessert, wenn man vorübergehend den Bock zum Gärtner macht.
Sicherlich ist Trainer Rolf Fringer mitverantwortlich für den momentan letzten Tabellenplatz in der Super League, und die zum Teil desolaten Vorstellungen seines Teams. Es dürfen sich aber auch Leute in der Führungscrew, und allen voran Sportchef René Weiler, keinesfalls aus der Verantwortung stehlen. Doch genau danach sieht es zur Zeit aus. Mit der Trainerentlassung suchte man den gängigsten und einfachsten Weg, da man ansonsten wohl keine anderen Lösungsvorschläge anzubieten hatte.
Wieder gleich weit
Nun steht man wieder vor der gleichen Situation wie nach der Trennung von Ralf Loose. Damals boxte der Sportchef Rolf Fringer trotz Widerstand als neuen Trainer beim Verwaltungsrat durch. Wenn es nun wieder nicht nach Wunsch läuft, wäscht man die Hände erneut in Unschuld und bleibt selber weiterhin im Amt. Das darf doch einfach nicht sein, denn René Weiler ist massgeblich für die mehrheitlich missglückten Transfers in letzter Zeit verantwortlich. Es ist eine klare Schwäche vom Verwaltungsrat des FCSG, das er dies nicht sehen will, und vielleicht erforderliche Schritte nur zur Hälfte ausführt. Den Lohncheck für einen eventuellen neuen Sportchef könnte man sich nämlich in Zukunft sparen. Eine solche Funktion ist für einen Verein nicht zwingend. Ausserdem stehen beim FCSG Leute auf der Lohnliste, welche in fachlicher Hinsicht solche Aufgaben problemlos zusätzlich bewältigen könnten.
Klare Fakten
Auch wenn man durch kritische Worte als Journalist das Wohlwollen bei massgebenden Personen des FCSG verlieren kann, ist es dessen Pflicht, die Fakten klar aufzuzeigen. Gegen Ende einer insgesamt guten Saison 2006/07, stellte man fest, dass besonders in der Abwehr Verstärkungen nötig wären. Es wurde der wohl nicht ganz gesunde Bernt Hass verpflichtet, der bedauerlicherweise immer noch – oder erneut – verletzt ist. Serdal Kül wurde als angeblich junges Talent vom FC Basel ausgeliehen. Nach wenigen Einsätzen zum Saisonstart, fiel er danach hauptsächlich durch Lustlosigkeit im Training auf, und verhielt sich wohl auch bei seiner Freizeitgestaltung nicht immer nach den Regeln eines Profis. Bleibt noch Fernando, der sich als Linksverteidiger auch nicht vom Durchschnitt abhebt. Also stellen diese Neuzugänge absolut keine Verstärkung dar. Nach der schweren Verletzung von Alex Tachie-Mensah, gab es zudem noch personelle Nöte im Sturm. Fernandez kam aus Schaffhausen, wo er vom Absteiger keinen Vertrag mehr erhielt. Es sorgt zwar für eine gute Stimmung im Team, zeigt enormen Einsatz, kann aber rein spielerisch auch keine Akzente setzen. Der Brasilianer Luis Mario schoss im Cup gegen den Zweitligisten Töss zwei Tore, kann jedoch schwer beurteilt werden, da er ansonsten nur wenige Minuten spielte.
Entschuldigungen
Als weiteren Fehleinkauf, muss man besonders auch Mendez erwähnen. Eine Million soll er gekostet haben. Die Investition konnte er bisher in keiner Weise rechtfertigen. Diese missglückte Transferpolitik bewirkte daher in erster Linie den Absturz ans Tabellenende, und nicht alleine eine möglicherweise schlechte Trainerarbeit von Rolf Fringer. Er baute sogar, teilweise Notgedrungen, junge Talente aus dem eigenen Nachwuchs in die Mannschaft ein. Ciccone, Ural, Muntwiler oder Longo, fielen dabei keineswegs ab, gegenüber den zum Teil mit grossen Vorschusslorbeeren angekündigten etablierten Akteuren. Als Entschuldigung für schlechte Leistungen, wies Fringer auch immer wieder auf die vielen verletzen Spieler hin, welche es ihm nicht ermöglichten eine gewisse Konstanz ins Team zu bringen. Dazu kamen einige Spielsperren, welche aber auch andere Vereine verkraften müssen. Daraus gibt sich der Schluss, dass der Kader des FCSG einfach keine genügend hohe Qualität aufweist, um unverhoffte Ausfälle kompensieren zu können. Ist dies wohl die alleinige Schuld des Trainers?
Was muss geschehen?
Bekanntlich hat sich der FCSG zu einer Aktiengesellschaft gewandelt. Da werden die Verwaltungsräte von den Aktionären gewählt, und müssen über ihre Arbeit bei der GV Rechenschaft ablegen. Man darf sich zu Recht fragen, wie sich der Verein seit dem Abgang von Präsident Thomas Müller entwickelt hat. Es ging in steter Regelmässigkeit im sportlichen Bereich rauf und runter. Eigentlich ein Treten an Ort, obwohl man immer zu Beginn einer Saison optimistische Töne vernahm. Wenn überhaupt vorhanden, so konnte man nie ein klares Führungskonzept erkennen. Man träumt zwar, mit einer schlagkräftigen Mannschaft in die AFG Arena einziehen zu können, doch besteht nun die Gefahr, dass dies eine Liga tiefer passieren könnte. Man darf gespannt sein, wie massgebende Sponsoren, Gönner und finanzkräftige Aktionäre, auf diese neuerlich «Pflästerlipolitik» reagieren werden. Schon nach den fünf verlorenen Partien zu Saisonbeginn hätte ein Krisenmanagement eingesetzt werden müssen. Vielleicht besinnt man sich nun, im Angesicht eines noch weiteren Absturzes, eines Besseren, und zieht auch Aussenstehende zur Problemlösung bei. Wenn es nicht täuscht, wurde seinerzeit beim FCSG ein Beirat installiert, in dem auch anerkannte Fussballexperten Einsitz haben.
Bruno Eicher
!! Aftershave ist nicht das Gegenteil von Mundwasser !!