FCB: Minus 19,6 Millionen Franken – Rekordverlust vor Corona-Krise
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Der FC Basel hat finanzielle Kennzahlen veröffentlicht. Diese sind schlimmer als erwartet: Per Ende 2019 mussten 18,7 Millionen Franken aus der Holding in die AG überführt werden. Die Reserven sind praktisch aufgebraucht.
Es musste befürchtet werden. Denn was anderes kann man befürchten als eine finanziell düstere Situation, wenn selbst der Präsident und Besitzer Bernhard Burgener bei seinen ausgewählten Auftritten davon spricht, dass dem FC Basel das Geld sicher bis Ende Juni reicht – und auch bis in den Oktober, wenn danach ausstehende Transferzahlungen eintreffen? Etwas Gutes? Eher nicht. Nicht bei einem Club, der noch vor drei Jahren rund 60 Millionen an finanziellen Reserven auf der hohen Kante wusste – und das ohne den Wert des Kaders zu berücksichtigen.
Nun ist offiziell, was diese Zeitung schon vor Wochen schrieb und was von Burgener und seinem CEO Roland Heri so direkt nicht bestätigt werden wollte: Die finanzielle Lage des Clubs ist prekär. Und das nicht primär wegen Corona, sondern wegen der Entscheidungen und der Entwicklung in den Monaten zuvor. Wobei: Genau genommen ist sie noch etwas prekärer.
Per Ende 2019 schrieb die Profifussball-Abteilung, die in der FC Basel 1893 AG zusammengefasst ist, einen FCB-Allzeit-Rekordverlust. Er war so hoch, dass 18,7 Millionen Franken aus der Dachgesellschaft FC Basel 1893 Holding AG in die FC Basel 1893 AG überführt werden mussten, um diesen aufzufangen. So konnte das Eigenkapital der Profifussball-Abteilung bei rund 16 Millionen Franken und damit die Handlungsfähigkeit vorerst gewahrt werden. Als Gesamtkonstrukt weist der FC Basel (Holding, AG, Verein und Stadiondienst ) für das Geschäftsjahr 2019 einen Verlust von 19,6 Millionen Franken aus.
Schwarz auf weiss steht dies im Finanzbericht, den der FC Basel nun aufgrund der Lizenzbestimmungen der Swiss Football League und der Uefa im Hinblick auf die Saison 2020/21 veröffentlichen musste. Nicht exakt beziffert ist damit zwar der Verlust, den die Profi-Abteilung einfuhr, doch dürfte diese Zahl unwesentlich von den 19,6 Millionen abweichen.
Es bedeutet auch: Die einst prallen Reserven des FC Basel waren bereits per Ende 2019 nahezu aufgebraucht. In der Holding dürften sich danach noch geschätzte zwei Millionen Franken befunden haben. Die AG hatte noch ihr Eigenkapital von rund 16 Millionen Franken, wovon aber nur ein Teil als flüssige Mittel zur Verfügung steht. Mit dem Transfer von Noah Okafor für rund 12 Millionen Franken Ablöse zu Red Bull Salzburg verschaffte man sich zwar etwas Luft, die gut bis in den Sommer und zum nächsten Transferfenster gereicht hätte, wo man mit Millionen für Jonas Omlin, Omar Alderete und/oder Eray Cömert rechnete. Doch dann kam der März. Kam Corona. Wurde der Spielbetrieb eingestellt und lief der Grossteil der Kosten weiter, während die Spieleinnahmen mit Ausnahme der bereits bezahlten Jahreskarten-Erträge ausblieben. Kurz: Für den FCB ging es rasant darum, zahlungsfähig zu bleiben – wie das bei den Aussagen der Protagonisten Burgener und Heri irgendwann durchschimmerte.
Woher der zunehmend wachsende Verlust (2017: rund 9 Millionen, 2018: rund 12 Millionen) rührt, ist vielschichtig: Am Anfang steht das strukturelle Defizit des Clubs, das bereits in der Ära von Präsident Bernhard Heusler bestand. Wurde dies damals regelmässig durch exorbitante Sondereinnahmen im sportlichen (Europacup-Erfolge und -Prämien) sowie im wirtschaftlichen Bereich (Millionen-Einnahmen durch Spielertransfers ins Ausland) überkompensiert, war dies unter Burgener nicht mehr der Fall.
Mal fehlten die hohen Transfer-, mal die hohen Europacup-Einnahmen – oder hielten sich diese Bereiche wie zuletzt auf einem Niveau die Waage, das nicht ausreichte: 2019 nahm der FCB 13,2 Millionen an Uefa-Prämien und rund 20 Millionen an Transfers ein. Gemessen an dem, was der Europacup kostet, was in Form von Prämien an Spieler und Funktionäre weiterfloss und was man in neues Spielermaterial investierte, war das zu wenig. Es war deshalb zu wenig, weil die Lohnkosten des Gesamtapparats mit 50,8 Millionen Franken im Vergleich zum Rekordjahr 2018 (52,3 Millionen) nur unwesentlich abnahmen. Aber es war auch deshalb zu wenig, weil die budgetierbaren Einnahmen weniger wurden: Zwar schreibt der FC Basel von einer stabilen, treuen Fangemeinde. Doch wer die Zuschauereinnahmen von 2018 mit jenen von 2019 vergleicht, stellt fest, dass diese trotz Europa-League-Gruppenphase von 22,8 Millionen auf 19,0 Millionen Franken sanken.
Andere Bereiche sind stabil geblieben. Etwa das Sponsoring. Stabil ist allerdings auch der Apparat an Mitarbeitern: Im aktuellen Bericht weist der FCB 215 Vollzeitstellen aus – nur eine weniger als im Vorjahr. Und jener Bereich, der dabei erfahrungsgemäss am besten bezahlt wird, ist gemäss diesem Papier sogar noch gewachsen: 68 Mitarbeiter gehören zum Bereich «Spieler und Staff 1. Mannschaft». Das sind drei Mitarbeiter mehr als im Jahr zuvor.
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Es stimmt eben doch: Nach dem Hochmut kommt der Fall. Gut für uns.